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Vom Zechengelände zum Ökoparadies
Dr. Dirk Gratzel auf dem ehemaligen Zechengelände in Marl-Polsum. Foto: Markus Mucha

Vom Zechengelände zum Ökoparadies

Lesedauer: ca. 2 Min. | Text: Dr. Ramona Vauseweh

Dr. Dirk Gratzel hilft Industriebrachen zurück zur Natur. Sein erstes Projekt ist auf dem Gelände von Polsum 1 und 2 angelaufen.

Es tut sich was an der Buerer Straße. 47 Obstbäume wurden im vergangenen Herbst gesetzt: Alte Sorten an Äpfeln, Pflaumen, Quitten und Rene­kloden aus der Region. Nun zeigen die ersten Maßnahmen zur Renaturierung des Areals der ehemaligen Schachtanlagen Polsum 1 und 2 zarte Blüten und frühes Grün. Unternehmer Dr. Dirk Gratzel (53) hat das mehr als elf Hektar große Gelände vom RAG-Konzern erworben. Sein Ziel: Die Industriebrache in den nächsten 20 bis 25 Jahren in ein grünes Paradies zu verwandeln. Der Grund des fünffachen Familienvaters: „Ich möchte die ökologische Bilanz meines Lebens bis zu meinem Tod ausgleichen und meinen Kindern eine lebenswertere Welt hinterlassen.“


2016 begann der Gründer dreier Unternehmen sein bisheriges Leben auf den Prüfstand zu stellen. Dr. Dirk Gratzel ermittelt, was bisher nur für Produkte ermittelt worden ist: Die erste Ökobilanz eines Menschen. Unterstützt wurde er von der Technischen Universität Berlin, dem Naturschutzbund Deutschland und dem World Wildlife Found. Die Erkenntnis: „Meine CO2- Emissionen in meinem alten Leben betrugen 26,7 Tonnen jährlich – mehr als doppelt so viel wie im Bundesdurchschnitt.“ Inzwischen ist der promovierte Jurist vom Vielflieger zum Zugfahrer geworden, hat sein Zuhause energetisch saniert und seine Ernährung umgestellt: „Besonders der Verzehr von Fleisch und Milchprodukten hinterlässt einen immensen ökolo­gischen Fußabdruck.“


Seinen persönlichen CO2-Ausstoß konnte Dr. Dirk Gratzel auf weniger als ein Drittel reduzieren. „Das Leben ist entspannter geworden“, hat er dabei festgestellt. Von einer Null bleibt er entfernt: „Klimaneutral leben ist nicht möglich!“ Um seine übrige ökologische Schuld zu begleichen, will der Unternehmer ausgebeutete Flächen renaturieren. „Die Gelände in Polsum eignen sich gut für die Entwicklung einer nährstoffarmen Heidelandschaft, wie es sie früher in dieser Region gab“, erklärt der passionierte Jäger und Naturbeobachter. Es lassen sich sogar Arten ansiedeln, die sonst in Deutschland kaum Lebensraum finden: „Ein Uhupaar hat bereits eine erste Brutsaison hinter sich.“ Besucherinnen und Besuchern soll das Gelände offen stehen: „Wir wollen ein Wegesystem anlegen, das sich gut in die Natur einbettet.“ An die Vergangenheit als Bergwerk und an die Lebensleistung der Kumpel werden zwei sanierte Loren erinnern. „Meine Familie hat eine tiefe Verwurzelung im Bergbau“, erklärt der gebürtige Essener, „meine Großväter, Onkel und meinen Vater wird es freuen.“


Sein aktuelles persönliches Vorhaben brachte Dr. Dirk Gratzel auch auf eine unternehmerische Idee: Im September 2020 hat er die HeimatERBE GmbH gegründet. Sein neues Unternehmen erwirbt Industrieflächen und holt die Natur dorthin zurück. Eine Maßnahme, mit der man Firmen unterstützen will, die sich für Umwelt- und Klimaschutz engagieren und negative Ökobilanzen ausgleichen möchten. „Das Angebot wird gut angenommen“, freut sich Dr. Dirk Gratzel. Sein neues Unternehmen agiert gemeinnützig: „Gewinne werden für den Ankauf weiterer Flächen genutzt!“ In die Umsetzung seines persönlichen Umweltprojekts in Polsum wird Dr. Dirk Gratzel in den nächsten Jahren voraussichtlich eine halbe Million Euro stecken, schätzt er. „Ich habe so viel verdient, dass ich meine Ersparnisse investieren kann – und das mache ich gerne!“

Info
Projekt greenzero

projekt-greenzero.de

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