Schlaglichtartig die Vergangenheit der Stadt beleuchten: In seinem ersten Projekt als Leiter der Geschichtswerkstatt stehen für Gert Eiben und das zehnköpfige Autorenteam Menschen aus Marl im Mittelpunkt.
Johannes Birkenfeld, Arthur Abrahamsson, Günther Marschall, Lucy Romberg und viele andere mehr – Gert Eiben kennt sie alle. „Diese Menschen haben die Geschichte der Stadt auf ihre Weise geprägt“, erklärt der 78-jährige Leiter der Geschichtswerkstatt Marl. Ihre Namen seien den Einwohnern bis heute geläufig, „oft weiß man aber nicht viel darüber hinaus.“ Das Autorenteam um Gert Eiben will das nun ändern. In intensiver Recherche waren die Hobby-Historikerinnen und -Historiker dem Leben und Streben von 66 Persönlichkeiten aus der Vergangenheit ihrer Stadt auf der Spur. Entstanden ist ein fast 200 Seiten starkes Buch mit dem Titel „Marler Menschen“. Das Werk wird im November im RDN Verlag erscheinen. „Sein Inhalt ist ein Beitrag zum Gedächtnis der Stadt, ohne Denkmäler zu setzen“, sagt Herausgeber Gert Eiben.
Experte der Marler Geschichte
Er selbst gilt längst als heimlicher Experte der Marler Geschichte: „Auch wenn es um Spezialthemen geht, werde ich gern mal angesprochen.“ Für den langjährigen ehemaligen Leiter der WAZ-Redaktion Marl ist Geschichtsforschung dem Journalismus ähnlich: „Es geht darum, Hintergründe zu klären und Zusammenhänge aufzudecken.“ Nach seinem Wechsel in den Ruhestand sichtete Gert Eiben zunächst die Bestände des Stadtarchivs. Seit vielen Jahren ist er im Vorstand des Marler Heimatvereins aktiv, verfasst vierteljährlich einen historischen Artikel für den Heimatbrief. Sein im Jahr 2017 in Essen aufgenommenes Studium der Geschichte und Kunstwissenschaft hat Gert Eiben 2022 mit einem Master abgeschlossen. Eine seiner ganz persönlichen Lieblingsfiguren der Marler Vergangenheit – schon seit seiner Zeit in der Lokal-Redaktion: „Rudi Heiland – über ihn würde ich gern ein Buch schreiben.“
Das Buch über die „Marler Menschen“ war das erstes Projekt, dass Gert Eiben als Leiter der Geschichtswerkstatt betreut hat: „Die Gruppe gehört zum Heimatverein Marl e.V. und wurde ab 2001 von Dr. Ulrich Berendes aufgebaut.“ Ob Blumensiedlung, Hügelhäuser oder das Grimme-Institut – mit Neugier und Engagement widmen sich hier Laien zusammen mit Historikerinnen und Historikern den verschiedensten Aspekten der Stadtgeschichte. Im Druck erschienen ist bereits ein zweibändiges Werk zum Thema Zuwanderung in Marl. Die aktuell erstellte Biografien Sammlung „Marler Menschen“ will auf unterhaltsame Weise einen fundierten Einblick in die jüngere Vergangenheit der Stadt geben. Und dabei zeigen: „Geschichte passiert nicht einfach, sie wird von Menschen gemacht“, so Gert Eiben.
Umfangreicher Fundus
Warum wurde der Pädagoge August Döhr vom Rektor zum Lehrer degradiert? War Karl Breuning wirklich der Retter von Marl? Besonders spannend bei der Lektüre: „Das Recherche-Ergebnis rückt manche Überlieferung gerade“, verrät der Herausgeber. Jede Persönlichkeit wird mit einem Porträt, einer stichwortartigen Vita und einer Lebensbeschreibung dargestellt. Neben einer Einführung in die Geschichte der Stadt hat Gert Eiben viele Abbildungen aus seinem umfangreichen Fundus von etwa 25.000 historischen Fotos beigesteuert.
Die Autorinnen und Autoren sind im Alter zwischen 18 und 80 Jahren. Sie alle seien entsprechend „geschichtsfest“, wie Gert Eiben es nennt: „Die meisten haben Geschichte studiert, waren teilweise Geschichtslehrer.“ Sie alle bekommen ebenfalls ein Gesicht: Der Band schließt mit ihren Kurzbiografien. Bei den skizzierten Originalen aus Marls Vergangenheit handelt es sich um eine Auswahl – ganz nach persönlichem Interesse der Schreiberinnen und Schreiber. „Es gibt viele weitere Menschen dieser Stadt, deren Geschichte sich erzählen lässt“, weiß Gert Eiben, „die Mitglieder der Geschichtswerkstatt werden auch in Zukunft dazu forschen.“